Wer jedoch gute Dienste erwiesen hat, bekommt einen neue Identität, Widersacher werden kaltblütig ausgeschaltet und eine Beförderung steht an. Alles nichts neues, wenn man es recht bedenkt.
[1] http://schuleverkloppt.weebly.com/blog/grundgesetz-krimi
Ich hatte am frühen Abend vor meinem Duschbad auf den Hilferuf einer Mutter reagiert, die von einer Lehrerin "gebeten" wurde, ihren Sohn am nächsten Tag eine "Schul"stunde früher abzuliefern als "gewöhnlich", damit er etwas "nachholen könne". Meine Reaktion war plump, doch sie war ehrlich: Auf blinden Gehorsam gibt es viele Antworten, und eine davon lautet: Ziviler Ungehorsam.
Doch bei einer Leserin entbrannte die Wut. "Warum schreibst Du sowas immer wieder? Natürlich müssen wir unsere Kinder zur Schule schicken und zwar pünktlich! Du hast scheinbar selbst noch nie Ärger mit der Schule oder der Schulbehörde gehabt. Weißt Du überhaupt, wovon Du redest?" Ihr Beitrag wurde spontan von vielen Mitlesern gestützt. Immerhin einer bat zusätzlich um Beruhigung.
Nun, ich hatte bereits viel Aerger mit Schulen. Sehr viel! Und auch Behoerden sind mir ein Graus; und nicht fremd. Ihr eigener Vorschlag auf den Hilferuf ist gewesen, der Lehrerin gehoerig die Meinung zu sagen. Erst im Nachhinein und dank der ausgiebiegen Reflexion wurde mir bewusst, wie fatal mir dieser Schlag erscheint, da er sehr emotional und konflikttraechtig ist. Betrachte ich mir den Ansatz des Zivilen Ungehorsam, ist das jedoch erklaertermassen nicht Ziel. Im Gegenteil! Und wenn ueberhaupt, ist es eine gewollte Konsequenz, um die Aggression des Gehorsams zu offenbaren; nicht jedoch die eigene Fassung zu verlieren. Doch erst im Nachhinein wird mir bewusst, wie unterschiedlich Ziviler Ungehorsam ausgelegt wird. Auch darum geht es ja dabei. Im Moment des Wutausbruches war an all das jedoch noch nicht zu denken.
Nach einem ersten Versuch verbrachte ich anschließend viele Stunden damit, Empathie zu entwickeln, bevor ich weiter antwortete. Mein Ziel war, herauszufinden, was hier tatsächlich die Wut entbrannte. Mein kurzer Hinweis war ja nicht einmal eine Empfehlung an die Mutter, doch genau das wurde mir zum Vorwurf: Wie könne ich in Anbetracht des spät-preußischen Bildungszwanges jemand anderen in Ungehorsam stürzen wollen?
Ich kam meiner Erschoepfung nahe. Hatte gluecklicherweise Freiraum, da unser Grosser bei seinen Grosseltern war und mein Gespons mit unserer Neugeborenen fuer den Abend allein ins Bett fand. Die Wut sprang foermlich auf mich ueber. Mir wurde hilflos, dann kam der Frust, schließlich die Angst. Vermutlich letztere hat mich zugleich motiviert, einen Ausweg zu finden aus dem Wahnsinn. Ich hatte mir das alles doch nicht ausgedacht! Doch offenbar gab es Anlass, wütend auf mich zu sein.
Ich formulierte sogleich, ohne es selbst recht zu merken, die folgende Empfehlung, und wurde mir dabei allmaehlich klarer und klarer, was meine Empfehlung tatsaechlich ist; wie Ziviler Ungehorsam m. E. auszusehen hat. Ich formulierte es, indem ich Marshall B. Rosenbergs NAK (GfK/NVC) zur Anwendung brachte. Doch das gelang mir nicht so recht. Es kam ein Kurzvortrag dabei heraus, der nur im letzten Teil gut genug war, Empathie zu ermoeglichen.
Meine Empfehlung hielt ich also vorerst zurueck. Es ist nicht meine Art, ungefragt Ratschlaege auszuteilen. Schon gar nicht, wenn jemand wuetend auf mich ist. Der letzte Teil jedoch, der war mir gut genug, um den Dialog wieder aufzunehmen. Es gab schliesslich eine Freundschaft zu verlieren oder gemeinsam Neuland zu betreten, welches eine Ausflucht aus dem Wahnsinn ermoeglichen koennte. Noch wenige Tage zuvor war ich dabei zu energisch, zu wenig empathisch, worauf sich ein paar wundervolle Menschen verärgert von mir abwandten.
Mein direkter Erfolg blieb aus. Meine Fragen, um der Wut auf die Spur zu kommen, wurden nicht beantwortet. Schlimmer noch. Es war gar keine Bereitschaft vorhanden, gemeinsam mit mir zu ergruenden, wo die Wut denn eigentlich herkomme und warum ausgerechnet ich sie abbekommen sollte. Doch offenbar reichte meine Bereitschaft zur Empathie aus, um die Wogen zu glätten. Marshall B. Rosenberg und Oliver Heuler, der mir NAK bislang eindrucksvoll nahelegte, sei Dank an dieser Stelle. Ich verfasste mein vorerst abschließendes Statement und gab darin meine Empfehlung mit. Zu meiner eigenen Überraschung wendeten sich Wut und Hilflosigkeit in Anerkennung.
Mein bester Ratschlag (und der steckte oben in meinem, hier nicht zitierten, ersten Kommentar, ohne ihn dort ausgesprochen zu haben), mein bester Ratschlag an mich selbst ist, blinden Gehorsam weder hinzunehmen, NOCH jenen in der Befehlskette, und damit letztlich mir selbst, Schwierigkeiten zu bereiten. Tacheles: Ich fange nicht (mehr) zu diskutieren an, wenn mir die Waffe[2] auf die Brust gesetzt wird. Wenn es tatsächlich so weit kommt, konzentriere ich mich auf die Waffe und tue alles erdenklich mögliche, damit sie nicht abgefeuert wird. Dazu zähle ich auch, Ja und Amen zu solchen Forderungen zu sagen, die bei Missachtung nach dem Leben meiner Nachgeborenen verlangen. (Diese Strategie begreife ich nicht als Lösung für das Problem, sondern als Ausflucht aus der Bedrohung.)
[2] http://schuleverkloppt.weebly.com/blog/die-waffe-im-raum
Anschließend suche ich das Weite und tausche mich mit Freunden und Gleichgesinnten aus, damit es beim nächsten Mal gar nicht erst wieder soweit kommt, dass jemand zur Waffe greift.
(Und wenn beispielsweise "religiös" das Schlagwort ist - da wir das grad anderswo verlustreich diskutiert hatten - das Aggression beim Gegenüber erzeugt, dann meide ich dieses Schlag_wort gegenüber jenen Personen/Institutionen; und zwar selbst dann, wenn ich jeden Morgen und jeden Abend überzeugt und hoffnungsfroh mein Gebet spreche. Letzteres mache ich nämlich ohne jene Person und darum brauche ich es ihr auch nicht unter die Nase zu binden, um sie damit zu reizen.)
Ob das alles nun für den Einzelnen bedeutet, für eine Zeit weiterhin um acht Uhr anzutanzen, den Verwaltungsbezirk zu wechseln oder das Weite zu suchen (oder irgendetwas dazwischen), muss, wie ganz richtig immer zurecht betont wird, jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe für alle Sorgen und Ängste größtes Verständnis.
Nun will ich mir gar nicht ausrechnen, wie viele Stunden des sorgfältigen Abwiegens und Formulierens mir dieser Wutausstoß abverlangt hat. Ich hoffe es ist hier gut investiert. Passt bitte gut auf Euch auf!
Ich will Genes Büchlein nicht neu schreiben. Wer sich für die eigene Befreiung interessiert, wird ein paar Stunden zielgerichteter Lektüre entbehren können. Weiteres findet sich dort. Es mag auf den ersten Blick fehlplatziert sein. Doch je mehr ich damit arbeite, und je mehr ich dem Wahnsinn spät-preussischer Gewaltherrschaft nachforsche, desto mehr aussichtsreiche Möglichkeiten ergeben sich mir im Bestehen wider dem Wahnsinn. Das Buch gibt zahlreiche Anregungen, wie eine Gesellschaft befreibar wird und täuscht auch über die Gefahren nicht hinweg. Wer wissen will, wie eine von Gehorsam befreite Gesellschaft aussieht, dem will ich noch Eric Frank Russell Planet des Ungehorsams empfehlen. Zur gemeinsamen Lektüre oder für Fragen der Beschaffung bin ich gern per Nachricht erreichbar.