Erkläre ich daraufhin ein wenig unsere derzeitige Situation und unsere jeweiligen Perspektiven, sagt die Eine daraufhin, sie würde eher das Land verlassen, die Andere, sie würde nicht flüchten wollen und ein wieder Anderer, er würde um jeden Preis einen legalen Weg gehen.
Letzteres gibt mir seither zu denken; denn was ist das: legal?
Was ich seit einigen Jahren beobachte, ähnelt vielleicht eher Victor Klemperers Aufzeichnungen, als das von Legalität zu sprechen wäre.
Ich will ein Beispiel geben, das sich in Teilen so zugetragen hat.
Paul fährt mit dem Fahrrad im Schritttempo eine verkehrsberuhigte Straße entlang (die an einer Schule vorbei führt!, auf seinem Weg zu einer anderen Schule!!). Er hat Kopfhörer im Ohr und wird von einem Polizisten gestoppt. Paul stoppt daraufhin den Audiovortrag und beginnt ein Gespräch.
Paul: Was kann ich für Sie tun?
Polizist: [Nehmen Sie die Kopfhörer aus dem Ohr,] [wenn ich Sie noch mal damit erwische, kostet Sie das 20 Euro.] (Setzte hier DEIN beliebig vorgeworfenes sogenanntes Vergehen und die angedrohte Bestrafung ein.)
Pa: Ich kenne meine Rechte. Kennen Sie Ihre Pflichten?
Po: Und ob ich die kenne. Wir können das auch auf der Wache besprechen.
Pa: Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlicher Gewalt.
Po: Ja, genau dafür bin ich hier.
Pa: Meiob!
Po: Wie bitte?
Pa: Meiob! [1]
Vielleicht wird bereits deutlich, was mir an "legal" zu denken gibt.
Um hier nicht auszuschweifen, wie es vielerorten geschiet, will ich bei zuvor genannten Stellungnahmen bleiben: Ich halte Flucht für einen legitimen Weg, fremdbestimmendem Verhalten aus dem Wege zu gehen. Das Land frühzeitig zu verlassen halte ich ebenfalls für legitim, so es denn zum eigenen Lebensstil passt und man lieber neue Leute fern der alten und der Familie kennen lernen will, als neue, die man sich mit der Familie teilen muss.
Im Gesamtzusammenhang von "Legalität" zu sprechen, vielleicht gar nur um den Begriff "Flucht" zu meiden, wird der Sache meines Erachtens jedenfalls nicht gerecht. Ich kann vor meiner Schwiegermutter flüchten und ich kann vor alten Bekannten flüchten. Ich werde es nur tun, wenn ich einen guten Grund dafür habe; ob ich es nun so nenne oder nicht. Illegal kann Flucht jedenfalls nicht sein. Es hieße nicht Flucht, wenn es nicht ausnahmslos allen beteiligten Freiheit versprechen würde. Und Freiheit von Legalität kann mit Flucht wohl nicht gemeint sein.
PS: Wenige Stunden nachdem ich diese Gedanken gestern erstmals zu Papier gebracht hatte, wies mich ein sehr guter Freund auf die Irische Verfassung hin, die sich für mich im Augenblick genau so ließt, wie deutschsprachige Gesetzestexte: Reine Auslegungssache und eine Einladung an Willkür im Namen von ... wem eigentlich? [2, 3]
[1] Der Begriff wurde geprägt dank Eric Frank Russells Kurzgeschichte "And Then There Were None", die im deutschsprachigen Antiquariat oder auch im Internet zu finden ist.
[2] http://www.henireland.org/is-it-legal.html
[3] http://bastiat.de